Montag, April 24, 2006

Ohropax und Selbstgeißelung

Die Beichte erspar ich mir jetzt für die nächsten Jahre, nachdem ich heute einen Gottesdienst anlässlich des Sterbetages meines Opa’s besucht habe. Nicht etwa weil er schon um 7 in der Früh begonnen hat, oder weil etwa die Hostien abgelaufen waren, nein, schlimmer. Die Winterkapelle mit ca. 15 Leuten prall gefüllt, unter ihnen auch die ehemalige Stiftsköchin. Besagte, schon etwas ältere, Dame war mir als Ministrant schon immer negativ aufgefallen. Leicht nach links oben geneigte Kopfhaltung, relativ scheinheiliges Gegrinse und natürlich ein Sitzplatz in der ersten Reihe. Was aber am allerschlimmsten ist, ist ihre krächzende Stimme in einer furchtbar falschen Tonlage. Auch mit dem Tempo hat sie’s nicht so, mit den Einsätzen immer etwas zu spät, dafür aber schön in die Pausen rein, sodass man dieses furchtbare Gekrächze gut vom restlichen Gesang heraushört. Geißelung, Peitschenhiebe, Daumenschrauben, alles nix gegen dieses furchtbare Gewimmere. Es wird gemunkelt, dass der Pfarrer sogar eine Gehaltszulage bekommt, weil die Dame natürlich täglich zur Messe geht. Die Messnerin fährt da eher eine Offensivtaktik, sie versucht durch besonders lauten Gesang die Gruselköchin zu übertönen, was ihr zeitweise auch gelungen ist. Für die neue Ministrantin war es jedoch eine Geduldsprobe, am Anfang nur schockiert, dann einfach genervt schaute das kleine blonde Mädchen, in die Runde und keiner konnte ihr helfen. Ja, mein kleines, Gott hat euch alle gern, auch die mit der Wimmerstimme und da wundert man sich innerkirchlich noch über den Schwund an Gläubigen. Als der Pfarrer zum Ende der Messe meinte: „Der Friede sei mit euch!“, wusste er gar nicht, wie recht er hatte. Mit uns war nämlich ein ganz besonderer Friede, der Ohrfriede, OHROPAX also.