Grantscherben

Natürlich ist das Wetter schlecht, da geh ich auch nicht gerne aus dem Haus, aber bei schönem Wetter sitz sogar ich nicht gerne in der Wohnung. Jetzt gibt es aber Leute, vor Allem ältern Semesters, die den ganzen Tag sowohl bei Schlecht- als auch bei Schönwetter im Haus sitzen. Gut, meistens halten die wenigstens ihren Kopf aus dem Fenster, oder streicheln ihre Katze bei offenem Fenster, aber so wirklich versteh ich das nicht. Da gibt’s zum Beispiel einen Mann in einer Gasse durch die ich jeden Tag mit dem Rad fahre, der steckt den ganzen Tag den Kopf aus dem Fenster. Im Winter mit Jogging Anzug, im Sommer nur mit Ärmellosem Unterleiberl bekleidet, wacht er von seiner Erdgeschosswohnung aus über die Gasse. Eine Gasse, in der Genau nix passiert. Der gute Mann starrt nämlich geradewegs auf eine Plakatwand, vor der einige Autos parken. Solange Heidi Klum für Stiefelkönig auf den Plakatwänden posierte, hab ich mich ja selbst auch des Öfteren daran ergötzt, aber doch nicht den ganzen Tag. Es wäre ja nicht nur die Fensterguckerei, auch der Gesichtsausdruck des Mannes ist irgendwie unangenehm. Als ob er damit nicht einverstanden wäre, dass ich durch „seine“ Gasse fahre. Ich mein ich beeile mich ja e schon, um meine Aufenthaltszeit in der Gasse nicht zu lange zu gestalten, aber er schaut halt doch recht grantig. Blöd natürlich, dass mein Fahrrad heute wieder einen Patschen hatte (jetzt muss ich den Schlauch dann wirklich tauschen). Für mich bedeutete das einen morgendlichen Spaziergang zur Fahrradtankstelle, mich schockiert das ja nimmer.
Beruhigt hat mich jedoch, dass, als ich heute durch besagte Gasse marschiert bin, der Gassenwächter mit vier Herren, anscheinend seines Semesters, locker lässig geplaudert hat. Also hat er wenigstens irgendwelche Leute die mit ihm reden, damit er von der Plakatstarrerei nicht ganz deppert wird. Zusätzlich war natürlich positiv, dass er durch sein angeregtes Gespräch, ums Wetter ging’s übrigens (no na), von mir abgelenkt war. Selbstverständlich bereitet mir der Mann nicht wirklich schlaflose Nächte, aber so ein böser Blick in einer dunklen Gasse bereitet schon irgendwie Unbehagen.
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